Verbot oder Schikane?

Manchmal verbieten Eltern etwas einfach nur um ihre Kinder zu schikanieren! Oder steckt da vielleicht doch mehr hinter?

Thomas (14): Nach der Schule habe ich den PC angemacht und mich bei Facebook eingeloggt. Das ist eine Sache, die meine Eltern wahnsinnig stört. Sie meinen, im Internet gäbe es nur Perverse und Betrüger und denken, dass ich mein ganzes Leben öffentlich verbreite.

Sie vertrauen mir nicht, dass ich genau weiß, wie ich mit meinen Daten umzugehen habe und wollen mir immer wieder verbieten, Facebook, What’s App und Snapchat zu benutzen. Dabei kann ich im Internet mit meinen Freunden schreiben, übers Handy wird das schnell zu teuer.

Ich wollte mit meiner Freundin schreiben um ihr zu erklären, wie mein Tag verlaufen ist und wie mein Vater wieder mal durchgedreht ist. Ich hatte vergessen, für einen Test zu lernen und mein Vater hat mir deswegen jetzt Hausarrest gegeben. Dabei hatte ich eigentlich schon mein ganzes Wochenende verplant.

Ich glaube manchmal, dass mein Vater Spaß daran hat, mir die Pläne zu vereiteln. Meine Freundin hatte leider nur kurz für mich Zeit. Sie meint, dass sie beim Mittagessen mit ihren Eltern über ihren Tag geredet hat und erklärt hat, dass sie den Test ebenfalls nicht bestanden hat. Ihre Eltern wollen jetzt zum Trost über die Mathearbeit mit ihr in die Stadt fahren, um etwas Zeit miteinander zu verbringen, Eis zu essen und vielleicht zu shoppen. Sie darf sich dann sogar aussuchen, wo sie zu Abend essen gehen.

Meine Eltern lassen mich nie mitreden. Ok, letzten Endes entscheiden natürlich sie, aber sie könnten sich zumindest anhören, was ich davon halte, wenigstens bei den Sachen, die wir gemeinsam machen, zum Beispiel wo wir an den Wochenenden oder im Urlaub hinfahren. Stattdessen gibt es immer wieder nur Verbote, und sie behandeln mich wie einen 8-Jährigen. Ich habe manchmal den Eindruck, dass sie gar nicht mitbekommen, dass ich älter werde und mich weiterentwickle.

Herr M. (49): Unser Sohn ist ein sehr intelligenter Junge und könnte es weit bringen. Momentan verhält er sich aber häufig einfach wie ein Idiot. Er macht, was er will und denkt dabei nicht an seine Zukunft. Deswegen regt es mich auch tierisch auf, wenn ich zum Beispiel höre, dass er schon wieder sein Klassenziel nicht erreichen wird, weil er vergessen hat zu lernen. Für ihn zählen nur noch seine Freunde und Rausgehen.

Als Konsequenz auf sein Verhalten habe ich ihm jetzt eine Woche Hausarrest erteilt. Ich kann ihm schließlich nicht alles durchgehen lassen und so kann er zumindest die Zeit zum Lernen nutzen und die Punkte wieder aufholen.

Mein Sohn sieht das jedoch nicht ein. Da werden manchmal zwei Dinge vermischt: Schikane und Verbot. Als ob ich Thomas schikanieren wollte, wenn ich ihm mal was verbiete. Ich sehe doch, dass es ihm hilft, wieder zu sich zu kommen, wenn ich klare Ansagen mache und entschlossen bleibe. Wenn ich so an meine Zeit zurückdenke, glaube ich, dass das mir sehr geholfen hat. Andererseits, wenn ich an meine Zeit zurück denke habe ich auch den Eindruck, dass meine Eltern manchmal etwas zu streng waren. Vielleicht könnte ich ja auch Kompromisse mit Thomas eingehen. Dazu muss er mir aber auch einen Vertrauensbeweis entgegenbringen.

Erkennen Sie sich wieder? Haben Sie ähnliche Situationen erlebt?

 

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